Frühchen und Zigaretten (und anderer Rauch)

Vermutlich weiß heutzutage jeder, dass Rauchen ungesund ist. Und hoffentlich ist auch jedem bewusst, dass Rauchen in der Nähe von Kindern und besonders von Babys nichts verloren hat. In den letzten Wochen gab es aber zwei Erlebnisse, die mir gezeigt haben, dass man das Thema nicht oft genug erwähnen kann. Und im Bezug auf Frühchen sollte man über Rauch sowieso ganz besonders nachdenken.

Ist Rauch für Frühchen besonders schädlich? Ja, Rauch ist für Frühchen besonders schädlich. Dies gilt insbesondere für Frühchen mit Lungenkrankheiten wie bronchopulmonaler Dysplasie (BPD). Aber nicht nur von Zigarettenrauch, auch von anderen Rauchquellen wie Feuerwerk, Lagerfeuer, Grillen oder Kaminfeuer. Und sogar von verrauchter Kleidung sollte man Frühchen fernhalten.

Ach ja, es fehlen noch die zwei Erlebnisse, die mich dazu motiviert haben, diesen Artikel zu schreiben. Erstens haben wir uns lange mit einem ehemaligen Frühchen unterhalten, die inzwischen schon 40 Jahre alt ist.

Sie hat die Diagnose BPD, kommt aber aufgrund ihrer sportlichen Natur ganz gut damit zurecht. Aber unter Rauch leidet sie bis heute. Die Beschreibungen, wie sich der Rauch anfühlt, kommen direkt von ihr als Betroffener.

Zweitens ist in der letzten Woche ein Mann mit seinem Auto an mir vorbeigefahren. Auf der Rückbank saßen zwei Kleinkinder, vielleicht 2 oder 3 Jahre alt. In der Hand war eine brennende Zigarette. So ganz durchgesetzt hat sich das Allgemeinwissen zum Thema Rauchen also wohl noch nicht.

Frühchen und Zigarettenrauch

Heutzutage wird es niemanden mehr überraschen, dass Zigarettenrauch ungesund ist. Dies gilt nicht nur für den Raucher, sondern auch für Personen in seiner Umgebung. Das Passivrauchen ist inzwischen wohl auch jedem als Gesundheitsrisiko bekannt.

Es gibt aber noch eine weitere Art, Zigarettenrauch aufzunehmen, und das ist über verrauchte Kleidung oder Körperteile. Im Englischen nennt sich das „third-hand smoking“ – ein passender Begriff, wie ich finde.

Viele Frühchen haben mit Lungenproblemen zu kämpfen, besonders wenn sie extreme Frühchen sind. In vielen Fällen haben die Frühchen eine chronische Lungenkrankheit wie bronchopulmonale Dysplasie.

Diese Krankheit begleitet die Frühchen auch im Jugend- und Erwachsenenalter.

Wie fühlt sich Passivrauchen für Frühchen an?

Die Frau, die vor 40 Jahren als Frühchen zur Welt kam, hat uns im Gespräch auch geschildert, wie sich Rauch für sie anfühlt. Man kann davon ausgehen, dass es Frühchen mit ähnlichen Problemen auch ähnlich geht.

Das Gefühl von Rauch in der Lunge, auch vom Passivrauchen mit wenigen Metern Abstand, fühlt sich an wie eine Entzündung. Bestimmt kennt jeder das Gefühl, eine Entzündung am Finger oder Zeh zu haben. Es fühlt sich heiß an, es brennt und juckt.

Und genauso fühlt es sich in der Lunge an, wenn Leute mit Lungenkrankheit Rauch ausgesetzt sind. Das ist wirklich kein angenehmes Gefühl. An der Lunge kann man nicht einmal kratzen, um sich Linderung zu verschaffen.

Frühchen und Lagerfeuer

Nicht nur Zigaretten, auch andere Rauchquellen sind schädlich für Frühchen. Ein gemütliches Lagerfeuer beim Camping oder bei einer Feier gehört zwar für viele einfach dazu, aber für Frühchen leider nicht.

Die Rauchentstehung beim Lagerfeuer ist enorm. Man erkennt das spätestens am nächsten Morgen, wenn die eigene Kleidung ganz furchtbar riecht.

Diese Stoffe, die auch die Kleidung versauen, landen während des Lagerfeuers auch in der Lunge. Und lösen beim Frühchen dann die entzündungsartigen Schmerzen aus.

Hilft es, sich einfach weg vom Rauch zu setzen und die Windrichtung im Auge zu behalten? Leider eher nicht, da ein bisschen was vom Rauch immer in alle Richtungen streut.

Und der Wind kann sich schnell drehen. Und schon steht man mitten im Rauch.

Es ist also am besten, ein Frühchen nicht in die Nähe von Lagerfeuern zu bringen. Man kann es zwar aus der Ferne ansehen, aber am Feuer sitzen ist wirklich keine gute Idee.

Es bleibt aber nicht nur bei Lagerfeuern. Eine aktuelle Studie1 aus Australien hat untersucht, wie sich die dort üblichen Waldbrände auf ehemalige Frühchen auswirken.

Es hat sich gezeigt, dass ehemalige Frühchen häufiger Atemprobleme hatten als reif geborene Menschen, auch noch im Erwachsenenalter. Und auch die Häufigkeit von Atemwegserkrankungen nach solchen Waldbränden war bei ehemaligen Frühchen größer.

Es ist also einfach so, dass offenes Feuer für Frühchen nicht gut ist.

Frühchen und Grillen

Das bringt uns direkt zum nächsten Punkt. Auch beim Grillen können gefährliche Schadstoffe durch den Rauch aufgenommen werden. Dies gilt natürlich vor allem für Holzkohlegrills.

Frühchen sollten von Holzkohlegrills einen ausreichenden Abstand halten. Im Prinzip gilt hier das gleiche wie beim Lagerfeuer, nur dass der Umkreis, in dem der Rauch spürbar ist, nicht ganz so groß ist.

Die beste Lösung ist vermutlich, seinen alten Holzkohlegrill in Rente zu schicken und in einen Gasgrill zu investieren. Das Gas verbrennt zwar auch, aber es entstehen bei weitem nicht so viele Schadstoffe wie beim Verbrennen von Holzkohle.

So muss man nicht auf das Grillen verzichten und kann dennoch die Gesundheit seines Frühchen schützen. Eine tolle Lösung, oder?

Frühchen und Feuerwerk

Ein Feuerwerk ist schön anzuschauen, das gebe ich zu. Noch schöner ist es allerdings, wenn es dem eigenen Kind gutgeht. Hat das Kind aber BPD oder eine ähnliche Erkrankung, sollte man sich Feuerwerk nur durch das geschlossene Fenster ansehen.

Auch die Partikel und der Rauch, die beim Feuerwerk entstehen, haben eine negative Wirkung auf die Lungen von Frühchen. Das Gefühl ist das Gleiche wie beim Passivrauchen.

Die beste Art, ins neue Jahr zu feiern, ist also, indem man drinnen bleibt und die Fenster schließt. Zumindest das Frühchen mit einem Aufpasser.

Noch besser ist es, wenn alle darauf verzichten, sich dem Rauch des Feuerwerks auszusetzen. Denken wir zurück an den Ausdruck „third-hand smoke“. Das gibt es nicht nur bei Zigaretten, sondern auch beim Feuerwerk.

Falls man also unbedingt raus ins Geschehen oder sogar selbst Feuerwerkskörper schießen muss, sollte man danach direkt in die Dusche gehen und seine Kleidung wechseln.

Es klingt vielleicht übertrieben, aber sicher ist sicher, nicht wahr?

Frühchen und Kamin

Die Kaminbesitzer unter uns wird es nicht freuen, aber auch ein Kamin kann schädlich für Frühchen mit chronischer Lungenkrankheit sein. Auch wenn es ein geschlossener Kamin ist, man muss trotzdem Holz nachfüllen und die Asche entsorgen.

Das sind die Momente, in denen sich auch die Schadstoffe in der Wohnung verteilen. Das Frühchen wird unweigerlich damit in Kontakt kommen. Und auch die Lungen kommen damit in Kontakt.

Das Ergebnis ist dann wieder das bereits erwähnte Gefühl, dass sich eine Entzündung in der Lunge des Frühchens breitmacht.

Wie sollte man mit rauchenden Freunden umgehen?

Wir haben uns für recht strikte Regeln entschieden, um unseren Sohn zu schützen. Wenn jemand zu Besuch kommen möchte, der Raucher ist, gelten die folgenden Vorsichtsmaßnahmen:

  • Zähneputzen nach der letzten Zigarette
  • Duschen nach der letzten Zigarette
  • Kleidung vollständig wechseln nach der Dusche

Falls sich jemand an die Regeln nicht halten möchte, ist das natürlich auch ok. Aber Zutritt zur Wohnung gibt es dann leider nicht.

Genauso gehen wir auch mit anderen Besuchern um. Falls sich Handwerker, die Pflegeberatung oder eine Haushaltshilfe ankündigen, erklären wir immer die Situation und sagen, welche Regeln einzuhalten sind. Das klappt bisher recht gut.

Wie sollte man mit Rauch im Außenbereich umgehen?

Wenn man sich draußen aufhält, kann man natürlich nicht immer mit so viel Verständnis rechnen. Und auch nicht immer so viel erklären.

Wir machen es in Restaurants oder im Biergarten so, dass wir schauen, dass wir nicht in der Nähe von Rauchern sitzen. Fängt an einem Nebentisch aber trotzdem jemand an zu rauchen, steht einer auf und geht mit unserem Sohn 5 bis 10 Meter weg.

Wenn der Raucher dann fertig ist, kehren wir an den Tisch zurück. Das klingt vielleicht ein bisschen ungemütlich, aber die Gesundheit unseres Sohnes hat Vorrang.

Wenn uns beim Spazierengehen ein Raucher entgegenkommt, weichen wir großräumig aus, so gut es eben geht. Und falls vor uns ein Raucher läuft, warten wir halt, bis wir genügend Abstand haben. Oder wir überholen ganz schnell mit etwas Abstand.

Ist das alles anstrengend? Ja. Muss man darauf immer aufpassen? Ja. Ist das nicht etwas übertrieben? Nein, das ist es nicht.

Zusammenfassung

Rauch und Frühchen vertragen sich nicht. So einfach ist das. Der Rauch schadet den empfindlichen Lungen der Frühchen gewaltig. Ganz besonders, wenn sie unter einer chronischen Lungenkrankheit wie BPD leiden.

Uns haben die Ärzte auf der Neo schon vor der Entlassung gewarnt, wie gefährlich Rauch für unseren Sohn ist. Und zwar genau wegen seiner BPD. Wir halten uns daran, so gut es geht. Und hoffen, dass wir seinen Lungen so einen Gefallen tun.

Mit den Tipps in diesem Artikel kann man die schädlichsten Einflüsse von Rauch von seinem Frühchen fernhalten. Und das gilt nicht nur für Zigarettenrauch, sondern auch für Lagerfeuer, Grills, Kamine und Ffeuerwerk.

Ganz wichtig ist auch zu wissen, dass verrauchte Kleidung bereits schädlich ist. Die gefährlichen Partikel können sich von der Kleidung lösen und zum Beispiel das Spielzeug verunreinigen. Und jeder weiß, wie gern Kleinkinder ihr Spielzeug in den Mund nehmen.

Falls ihr selbst Raucher seid, ist jetzt vielleicht der richtige Zeitpunkt gekommen, damit aufzuhören. Könnte es einen besseren Anlass dafür geben, als die Gesundheit seines Kindes zu schützen?

Wie geht ihr mit Rauch bei euren Frühchen um? Habt ihr noch weitere Tipps, worauf man achten sollte? Schreibt es uns in die Kommentare!

Fußnoten

1 Anjali Haikerwal et al., Wildfire smoke exposure and respiratory health outcomes in young adults born extremely preterm or extremely low birthweight, Environmental Research June, 2021 197, doi:10.1016/j.envres.2021.111159 (2021)

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