Vielen Frühcheneltern begegnet früher oder später auch die berüchtigte Vojta-Therapie. Man hört Horrorgeschichten von anderen Eltern und stellt sich Schlimmes darunter vor. Immer wieder hört man auch davon, dass die Babys bei der Therapie weinen oder schreien und fragt sich: Ist die Vojta-Therapie schmerzhaft für Babys?
Die Vojta-Therapie ist nicht schmerzhaft, weder für Babys, noch für ältere Kinder oder Erwachsene. Für diese Aussage gibt es verschiedene Nachweise und Indizien. Dass Babys bei der Therapie schreien und weinen, liegt daran, dass die Übungen für den Patienten sehr anstrengend sind.
Nun, da wir dieses beruhigende Wissen haben, dass die Vojta-Therapie nicht schmerzhaft ist, möchten wir uns erst mal kurz anschauen, was Vojta überhaupt ist. Wir gehen auch weiter darauf ein, warum Babys während der Therapie weinen und schreien. Und wir fragen uns auch, warum man wirklich sicher sein kann, dass die Vojta-Therapie nicht schmerzhaft ist.
Was ist Vojta-Therapie?
Bei der Vojta-Therapie wird versucht, angeborene Bewegungsmuster zu aktivieren, die durch neurologische Störungen oder Schäden am Haltungs- und Bewegungsapparat verloren gegangen sind, zu reaktivieren. Dies geschieht durch das Aktivieren, also das Drücken, bestimmter Reflexpunkte in einer bestimmten Haltung. Durch das Aktivieren dieser Reflexpunkte werden die gespeicherten Bewegungsmuster ausgelöst. Dadurch sollen diese natürlichen Bewegungsmuster soweit wie möglich reaktiviert werden.
Zu diesen Bewegungsmustern gehören beispielsweise das Greifen, das Drehen und das Krabbeln. Babys benötigen diese Bewegungsmuster, um auch komplexere Bewegungen zu erlernen. Wenn diese Bewegungsmuster durch Schädigungen verloren sind, können auch die komplexeren Bewegungen nicht oder nicht so leicht erlernt werden.
Das Ziel der Vojta-Therapie ist also, durch das Reaktivieren der grundlegenden Bewegungsmuster auch das Lernen komplexerer Bewegungsmuster zu ermöglichen.
Warum weinen Babys bei der Vojta-Therapie?
Viele Leute denken, dass Babys bei der Vojta-Therapie schreien und weinen, weil es ihnen Schmerzen verursacht. Dies ist aber zum Glück nicht der Fall. Der Grund für das Weinen und Schreien liegt vielmehr darin, dass die Übungen an sich sehr anstrengend sind. Das ist für die Babys natürlich unangenehm. Es ist aber nicht schmerzhaft. Vermutlich muss man sich das ungefährt so vorstellen, wie wenn man selbst intensiv Sport betreibt: Man merkt, dass man sich anstrengt, und hin und wieder keucht und stöhnt man dabei auch.
Babys haben aber noch nicht so viele Ausdrucksmöglichkeiten. Viele Gefühle werden durch Schreien und Weinen transportiert, so ja auch der Bedarf, etwas zu essen. Und auch die Anstrengung dieser sportlichen Betätigung bei der Vojta-Therapie äußert sich dann in Schreien und Weinen.
Daneben spielt vielleicht auch noch eine Rolle, dass die Babys bei der Vojta-Therapie in bestimmten Positionen fixiert werden, was ihnen vermutlich auch keinen Spaß macht. Aber auch dies ist nicht schmerzhaft, sondern einfach ungewollt und vielleicht auch etwas unangenehm.
Woher weiß man, dass Vojta-Therapie nicht schmerzhaft ist?
Im Prinzip gibt es 4 verschiedene Argumente dafür, dass die Vojta-Therapie nicht schmerzhaft ist.
- Babys weinen trocken: Beim Weinen und Schreien während der Vojta-therapie fließen normalerweise keine Tränen. Wäre die Therapie schmerzhaft, würden die Babys richtig weinen, und die Tränen würden fließen. Es handelt sich also eher um ein Weinen aus Ärger über die Anstrengung.
- Babys lassen sich schnell beruhigen: Meist ist es so, dass Babys sich nach der Therapie oder auch schon nach den einzelnen Ausführungen der Phasen recht schnell wieder beruhigen lassen. Würde es sich um Schmerzen handeln, ginge das Beruhigen nicht so schnell. Bei unserem Sohn Maximilian ist es beispielsweise sogar so, dass er zwischen den einzelnen Ausführungen manchmal lacht.
- Erwachsene Patienten: Vojta-Therapie wird auch bei älteren Kindern und Erwachsenen ausgeführt. Diese könnten, im Gegensatz zu Babys, dem Therapeuten mitteilen, falls die Vojta-Therapie schmerzhaft wäre. dies ist aber nicht der Fall, die Patienten berichten im Gegenteil sogar, dass es nicht wehtut.
- Ehemalige Frühchen: Wir haben selbst einige ehemalige Frühchen befragt, ob sie die Vojta-Therapie als schmerzhaft empfunden haben. Alle, die wir befragt haben, haben dies verneint. Einige können sich nicht mehr daran erinnern, und einige sagen auch explizit, dass sie die Therapie nie als schmerzhaft erlebt haben.
Diese 4 Argumente zusammengenommen lassen es als extrem unwahrscheinlich erscheinen, dass die Vojta-Therapie von Babys als schmerzhaft empfunden wird. In vielen Fällen ist es so, dass durch Vojta erhebliche Verbesserungen im Bewegungsapparat erzielt werden können. Manchmal ist Vojta auch die einzige Therapie, mit der solche Fortschritte möglich sind. Dafür lohnt es sich doch, diese kurzen Anstrengungen in Kauf zu nehmen.
Habt ihr Erfahrung mit Vojta-Therapie? Als Eltern, ehemalige Frühchen oder Therapeuten? Lasst uns an euren Erfahrungen und eurem Wissen unten in den Kommentaren teilhaben.
Wir machen gerade eine Vojta Pause, da unser Sohn, 12 Monate (Extrem-Frühchen 25+4 mit Hirnblutungen) bei den Übungen schreit, weint auch mit Tränen und er es mittlerweile schon schlimm findet wenn man Ihn auf die Turnmatte legt. Daher im Moment „nur“ Bobat…
LG
Hallo Helena!
Da hat euer Sohn ja eine ganz ähnliche Geschichte wie unserer. Euer Problem kennen wir auch, Max hatte auch eine solche Phase. Das macht es für Eltern natürlich nochmal schlimmer. Unsere Physiotherapeutin hat uns gesagt, dass gegen Vojta-Pausen, beispielsweise im Urlaub, nichts einzuwenden ist. Wir hätten z.B. auch in unserem Urlaub auf Langeoog zwei Wochen Pause gemacht (Urlaub braucht das Kind ja auch), leider ist der Urlaub aber wegen Corona ausgefallen. Jetzt machen wir halt weiter, bis dann wirklich mal ein Urlaub kommt.
Wir haben für uns inzwischen eine Methode gefunden, bei der Max zwar immer noch schreit, aber er trotzdem zwischendurch auch Spaß beim Vojta hat. Zum einen loben wir ihn die ganze Zeit während der Ausführung mit begeisterter Stimme, und erklären ihm beim Hinlegen und Positionieren auch immer genau, was wir jetzt machen („Jetzt legt die Mama deinen Kopf auf die Seite“, „Darf der Papa mal dein Ärmchen haben?“ und so weiter), zum anderen machen wir zwischen den Ausführungen auch immer kleine Spiele mit ihm. Beispielsweise hat er in Bauchlage immer mit seinem gesunden Arm auf die Turnmatte geklopft. Wir haben dann angefangen, mit seinem eingeschränkten Arm ebenfalls auf die Matte zu klopfen, und singen ihm dabei etwas vor („Klopfi, klopfi, klopfi“). Inzwischen freut er sich da immer drauf, und grinst breit, wenn man seinen Arm nimmt fürs Klopfi-Klopfi. Und was wir ganz toll finden: Er klopf inzwischen auch selbständig mit seinem eingeschränkten Arm. Das hat er nach ein paar Tagen Klopfi-Klopfi begonnen, und es macht ihm sehr viel Spaß. Nach dem Vojta-Training ist es natürlich auch sehr wichtig, ihn hochzunehmen und mit ihm zu kuscheln. Da beruhigt er sich meistens sehr schnell wieder und freut sich dann, bei Mama oder Papa auf den Rücken zu klopfen oder am Sofa zu kratzen.
Vojta ist schon eine Herausforderung für Eltern – und für die Kinder natürlich auch. Bei uns ist es leider so, dass die Physios meinen, dass in seinem Fall nur mit Vojta etwas erreicht werden kann. Uns hilft einfach der Gedanke daran, dass es ihm hilft. Und dass es hilft, sehen wir durchaus. Trotzdem wünscht man sich manchmal auch schon eine Pause.
Ich drücke euch die Daumen, dass ihr mit eurer Therapie viel erreicht, dass es nicht mehr ganz so schlimm wird, wenn ihr die Pause beendet, und natürlich, dass euer Sohn sich ganz toll entwickelt!