Was hat der Oktopus mit Frühchen zu tun?

In einigen Kliniken bekommen Frühchen auf der Station ein Kuscheltier mit in ihren Inkubator oder ihr Wärmebett gelegt. Nein, nicht irgendein Kuscheltier. Die Frühchen erhalten einen Oktopus. Aber was hat es damit auf sich? Und warum ausgerechnet ein Oktopus?

Die Idee, Frühchen einen Oktopus mit in den Inkubator oder das Wärmebett zu legen, entstand durch Zufall im Jahr 2013 in Dänemark. Eine Frühchenmama hatte ihrem kleinen Helden einen selbstgehäkelten Oktopus in den Inkubator gelegt. Es zeigte sich, dass der kleine Held dadurch ruhiger wurde und eher die Tentakel des Oktopus festhielt, anstatt die Schläuche und Kabel der Zugänge, Magensonde und Überwachungstechnik. Dadurch müssen Magensonden, ZVKs und andere Zugänge weniger oft neu gelegt werden.

Es ist zwar kein medizinischer oder heilender Nutzen der Oktopusse belegt, aber allein schon die Ablenkung von den Zugängen und Schläuchen bringt einen großen Vorteil. Das kann wohl jeder bestätigen, der schon mal ein Frühchen auf der Neo hatte. Und auch den beruhigenden Effekt der kleinen Meeresbewohner sollte man nicht unterschätzen.

Warum aber wirkt so ein Oktopus so positiv auf Frühchen? Und woher bekommt man einen Oktopus? Oder kann man ihn sogar selbst herstellen? Diese Fragen möchten wir weiter unten beantworten.

Warum wirkt ein Oktopus positiv auf Frühchen?

Es gibt eigentlich mehrere positive Effekte der Oktopusse auf Frühchen. Diese sind zum einen im körperlichen Bereich zu finden und zum anderen eher im mentalen Bereich. Im einzelnen sind die Effekte:

  • Frühchen halten sich an den Tentakeln fest und ziehen daher seltener an Kabeln, Schläuchen und Zugängen. Daher müssen diese seltener neu gelegt werden, was Schmerzen und Stress vermeidet.
  • Die Tentakel erinnern die Frühchen an die Nabelschnur im Bauch. Es wird vermutet, dass dies das Wohlbefinden und das Gefühl von Geborgenheit bei Frühchen steigert.
  • Die Oktopusse geben den Frühchen Halt, auch wenn Mama und Papa nicht da sind.
  • Die Anwesenheit des Oktopus und das Festhalten können zu Routinen werden. Routinen, Rituale und fest Bezugspunkte sind sehr wichtig für Frühchen und auch Babys allgemein, weil dadurch Ängste verhindert werden. Auch die kognitive Entwicklung wird durch feste Bezugspunkte und Rituale gefördert.
  • Auch für die Eltern können die kleinen Oktopusse eine psychische Hilfe sein. Sie selbst können nicht immer bei ihrem kleinen Helden sein, wissen aber, dass zumindest der Oktopus da ist und dem Frühchen ein Gefühl der Geborgenheit gibt.

Woher bekommt man einen Oktopus für sein Frühchen?

Das kommt ganz darauf an. Es gibt inzwischen in mehr als 30 Ländern gemeinnützige Organisationen, die sich um die Herstellung und Verteilung der Oktopusse an Krankenhäuser kümmern.

Im Ursprungsland Dänemark ist dies die Organisation Spruttegruppen, die auf ihrer Homepage auch Informationen auf englisch anbieten. Spruttegruppen hat inzwischen fast 50.000 Oktopusse an Frühchen verteilt.

In Deutschland gibt es beispielsweise die gemeinnützige Gesellschaft Oktopus für Frühchen. Diese arbeiten mit verschiedenen Krankenhäusern zusammen, denen sie die Oktopusse zur Verfügung stellen. Eine aktuelle Liste der Krankenhäuser findet man auf der Homepage.

Die Oktopusse werden von Freiwilligen hergestellt, die diese nach einer detaillierten Häkelanleitung produzieren. Sämtliche Oktopusse werden von der Gesellschaft geprüft und gewaschen, bevor sie an die Krankenhäuser verteilt werden. Neue Freiwillige mit der entsprechenden Häkelfertigkeit sind gern gesehen.

Auch in Österreich und der Schweiz gibt es Vereine, die Oktopusse für Frühchen herstellen. Wer sich hier einbringen möchte, sollte auf den entsprechenden Homepages schauen, wie man die Vereine unterstützen kann.

Das Krankenhaus, in dem wir lange auf der Frühchenstation waren, ist in der Liste der Krankenhäuser übrigens nicht enthalten. Vermutlich gibt es also auch andere Quellen.

Wir wissen, dass unser Krankenhaus ebenfalls mit Freiwilligen zusammenarbeitet, die beispielsweise die Kleidung für die Frühchen nähen. Vielleicht werden auch die Oktopusse dort von Freiwilligen vor Ort gehäkelt.

Am besten erkundigt man sich direkt auf der Neostation, ob dort Oktopusse für die Frühchen angeboten werden. Falls nicht, sollte man abklären, ob man selbst einen Oktopus mitbringen darf.

Wie kann ich selbst einen Oktopus herstellen?

Um selbst einen Oktopus herzustellen, sollte man zumindest eine gewisse Erfahrung im Häkeln haben. Es gibt einiges dabei zu beachten, wenn man einen Oktopus häkeln möchte.

Der Grund dafür ist, dass eine Gefährdung der Frühchen natürlich ausgeschlossen werden soll. Daher dürfen nur bestimmte Stoffe und bestimmte Häkeltechniken verwendet werden. Einige Dinge wie Sicherheitsaugen sind nicht zugelassen, da sich diese ablösen und verschluckt werden könnten.

Auf der Homepage von Oktopus für Frühchen finden sich eine Häkelanleitung und ein Leitfaden, in denen nicht nur die genaue Vorgehensweise beschrieben ist, sondern auch die zugelassenen Materialien zu finden sind. Wenn man selbst einen Oktopus häkeln möchte, sollte man diese Hinweise auf jeden Fall beachten.

Kann man die Herstellung von Oktopussen irgendwie unterstützen?

Ja, das kann man auf verschiedene Arten! Wenn man selbst häkeln kann, kann man Oktopus für Frühchen unterstützen, indem man als Freiwilliger mitarbeitet und Oktpusse häkelt. Die Materialkosten können dabei auch ersetzt werden.

Ist man im Häkeln nicht so bewandert, kann man diese tolle Idee auch finanziell unterstützen. Es ist klar, dass das Häkeln von ganz vielen Oktopussen, die Qualitätsprüfung und die Lieferung an die Krankenhäuser einiges an Geld kosten. Um diese Kosten zu tragen, sind Spenden sehr willkommen.

Oktopus für Frühchen in Deutschland nimmt nicht nur Spenden entgegen, man kann auch Sachspenden von einer Amazon Wishlist spenden oder die Gesellschaft über Einkäufe mit Amazon Smile oder Gooding unterstützen. Das Spendenkonto für Oktopus für Frühchen in Deutschland findest Du hier.

In Österreich kann man den Verein Oktopus für Frühchen unterstützen, indem man Vereinmitglied wird oder über eine Spende. Die Mitgliedschaft kostet 10 Euro pro Jahr. Um selbst mithäkeln zu dürfen, ist eine Mitgliedschaft im Verein erforderlich. Weitere Informationen zur Mitgliedschaft und zum Spendenkonto findest Du hier.

In der Schweiz kann man den Verein Oktopus für Frühchen ebenfalls über Spenden unterstützen. Details zum Spendenkonto findest Du hier.

Zusammenfassung

Seit 2013 hat sich die Idee, Frühchen mit Oktopussen zu unterstützen, in vielen Ländern verbreitet. Dabei ist die Idee ursprünglich aus einem Zufall geboren worden. Allerdings hat sich gezeigt, dass die Oktopusse einige Vorteile für Frühchen bringen.

In vielen Ländern gibt es Organisationen, die sich um die Herstellung und Verteilung der Oktopusse kümmern. So auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Wer gut häkeln kann, ist hier sicher gern als freiwilliger Helfer gesehen. Aber auch Spenden helfen bei der Umsetzung der Idee weiter.

Wie ist Eure Erfahrung mit Oktopussen bei Frühchen? Habt Ihr auch einen auf der Neo erhalten? Oder habt Ihr sogar selbst einen gehäkelt? Wie hat Euer Frühchen darauf reagiert? Erzählt uns davon gerne in den Kommentaren.

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