Ab wann können Frühchen die Temperatur halten?

Kommt ein Frühchen sehr früh zur Welt, kann es passieren, dass die Eltern es zum ersten Mal in einem Inkubator sehen. Das ist natürlich nicht das, was man sich als Eltern vorstellt. Man möchte Körperkontakt mit seinem Baby haben, anstatt es durch eine Plastikhaube zu betrachten. Man fragt sich, wie lange es in diesem Ding bleiben muss. Wann kann das Frühchen selbst die Temperatur halten?

Ab wann können Frühchen die Temperatur halten? Der Zeitpunkt, ab wann Frühchen ihre Körpertemperatur selbst halten können, hängt von verschiedenen Faktoren wie Organentwicklung, Gewicht und Gesundheitszustand ab. Meist können Frühchen aber um die 29. oder 30. SSW herum selbst die Temperatur halten.

Wie bei allein körperlichen Entwicklungsschritten sind Frühchen einfach alle unterschiedlich. Während es bei dem einen früher soweit ist, braucht das nächste Frühchen einfach etwas länger.

Schauen wir uns etwas genauer an, worauf es beim Regulieren der Körpertemperatur ankommt und welche Körpertemperatur Frühchen haben sollten. Auch die so wichtigen Geräte Inkubator und Wärmebett besprechen wir ein wenig.

Schließlich erklären wir auch noch, mit welchen Maßnahmen verhindert wird, dass Frühchen unterkühlen oder überhitzen.

Wann können Frühchen ihre Körpertemperatur regulieren?

Wie bei allen körperlichen Entwicklungen hängt auch das Halten der Körpertemperatur von der Entwicklung der Organe ab. Für die Regulierung der Körpertemperatur ist dabei der Hypothalamus, also ein Teil des Gehirns, zuständig.

Der Hypothalamus kontrolliert die Körpertemperatur und sorgt dafür, dass der Körper Wärme bildet, falls er zu kühl ist. Dafür muss die Hirnreife halt einfach entsprechend weit fortgeschritten sein.

Wenn wir uns mal kurz ein anderes Organ ansehen, das bei Frühchen immer problematisch ist, lässt sich das leichter verstehen. Ich spreche von den Lungen. Ein Baby im Mutterleib hat nicht den Bedarf, schon früh funktionsfähige Lungen zu haben. Die komplette Versorgung läuft über die Nabelschnur.

Deshalb erfolgt die vollständige Reifung der Lungen auch erst recht spät – das Baby braucht sie normalerweise einfach noch nicht.

So ähnlich ist es auch beim Regulieren der Körpertemperatur. Im Mutterleib hat das Baby eine gleichbleibende Umgebungstemperatur und damit auch eine gleichbleibende und passende Körpertemperatur.

Es gibt einfach nicht die Notwendigkeit, diesen Teil des Körpers schon so früh voll zu entwickeln.

Man kann aber in vielen Fällen davon ausgehen, dass es um die 29. oder 30. Woche herum soweit ist. Das Frühchen hat sich soweit entwickelt, dass es seine Körpertemperatur selbst halten und regulieren kann.

Das ist für viele Frühcheneltern, besonders bei extremen Frühchen, ein wichtiger Schritt und ein Grund zu feiern. Der Umzug ins Wärmebett steht an!

Welche Körpertemperatur sollten Frühchen haben?

Für die optimale Körpertemperatur von Frühchen gibt es Richtlinien. Früher besagten diese Richtlinien, dass bei Frühchen im Inkubator die Körpertemperatur in einem Bereich bis 37,0° C sein sollte.

Nach den neuesten Richtlinien hat sich dieser Wertebereich aber geändert. Heute lautet die Empfehlung, die Körpertemperatur bei Frühchen im Inkubator zwischen 37,0° C und 37,5° C zu halten.

Das ist teilweise gar nicht so leicht. Eine Regulierung der Lufttemperatur im Inkubator führt nicht sofort zu einer Änderung der Körpertemperatur. Die Körpertemperatur zieht nur sehr langsam nach.

Das kann für Eltern manchmal etwas anstrengend sein, wenn die Körpertemperatur ihres Frühchens erst mal weiter steigt, obwohl die Temperatur des Inkubators reduziert wurde.

Allerdings ist das ganz normal und kein Grund zur Sorge. Die Körpertemperatur von Frühchen wird dauerhaft überwacht. Falls sie eine gefährliche Größe annimmt oder sich in die Richtung bewegt, sehen das die Pflegenden und greifen rechtzeitig ein.

Inkubator und Wärmebett

Der Inkubator

Der Inkubator ist erstaunlicherweise schon ein recht altes Medizingerät. Er wurde bereits 1857 in Frankreich entwickelt. Das Wort Inkubator kommt vom Lateinischen incubare, was soviel heißt wie „in etwas liegen“ oder „ausbrüten“. Daher auch der alte Name Brutkasten.

In den USA wurde etwas später ebenfalls ein Inkubator entwickelt und in einem Krankenhaus eingesetzt. Das erste Baby, das diesen Inkubator nutzen konnte, war Edith Eleanor McLean, die am 07.09.1888 mit 1,066 Gramm zur Welt kam.

Inkubatoren haben zwei wichtige Funktionen. Neben dem Regulieren der Körpertemperatur sorgen sie auch dafür, dass ausreichend Luftfeuchtigkeit vorhanden ist für das Baby.

Die Haut ist bei extremen Frühchen ebenfalls noch nicht voll ausgereift und daher sehr dünn und anfällig für Verletzungen. Deshalb wird über die Luftfeuchtigkeit ein Klima gehalten, wie es das Baby auch im Bauch der Mama vorfinden würde.

Frühchen können sehr schnell auskühlen. Daher ist es wichtig, die Durchgriffsöffnungen nicht allzu lange offen zu halten. Die Körpertemperatur könnte sonst schnell sinken.

Fragt am besten euer Pflegepersonal, ob und wann ihr die Klappen öffnen dürft, um euer Baby zu berühren. Und seid beim Berühren vorsichtig. Großflächig die Hand aufzulegen ist deutlich besser als zu streicheln. Das stresst die Kleinen nur.

Im Inkubator wird auch die Körpertemperatur gemessen. Entweder steuert der Inkubator selbst seine Temperatur aufgrund des gemessenen Wertes, oder die Pflegenden ändern die Inkubatortemperatur von Hand.

Wundert euch bei einem Alarm aber nicht, wenn es eine Weile dauert, bis die Temperatur sich gravierend ändert. Das geht bei Inkubatoren nur sehr langsam vonstatten, um keinen allzu schnellen Temperaturwechsel zu haben.

Das Wärmebett

Wenn euer Frühchen soweit ist und die Temperatur selbst halten kann, kommt der Umzug ins Wärmebett. Jetzt habt ihr euer Baby direkt vor euch und könnt viel besser mit ihm interagieren. Keine Scheiben trennen euch jetzt mehr.

Warum aber ein Wärmebett, wenn das Baby die Temperatur doch selbst halten kann? Nun, nur weil es die Temperatur halten kann, heißt das nicht, dass es das auch so ohne Weiteres kann.

Temperaturregulierung ist anstrengend, und es kann auch nicht jede beliebige Temperatur ausgleichen. Wenn ihr im tiefsten Winter in kurzen Hosen rausgeht, friert ihr auch schnell, obwohl ihr eure Temperatur halten könnt.

Um es dem Baby angenehm zu machen und ihm zu helfen, die richtige Temperatur zu halten, liegt es in einem Wärmebett. Beim Wärmebett kann man die Temperatur ebenfalls einstellen, es ist jedoch nicht hermetisch abgeriegelt.

Das Baby bekommt von unten ein bisschen wohlige Wärme, und vielleicht auch von oben über eine Wärmelampe. Die Wärmelampe ist vor allem dann wichtig, wenn das Frühchen irgendwelche Behandlungen oder Untersuchungen bekommt.

Ob beim Legen eines Zugangs, beim Wechseln der Windel oder beim Umziehen. Oder auch einfach so, wenn es dem Baby kalt ist oder es geschwächt ist.

Das Wärmebett wird euer treuer Begleiter sein, bis ihr das Krankenhaus am Ende mit eurem Baby verlasst. Außer ihr bleibt wirklich lange dort, dann könnte auch noch ein Umzug in ein normales Gitterbett anstehen. Aber das hoffen wir nicht!

Welche Temperatur herrscht auf der Frühchenstation?

Um eine Unterkühlung der Frühchen zu vermeiden, hat eine Frühchenstation eine konstante Raumtemperatur. In allen Räumen herrscht dabei eine Temperatur von meist 20 – 25 Grad Celsius.

Das ersetzt natürlich nicht den Inkubator oder das Wärmebett. Es hilft den Frühchen aber, wenn sie Känguruhen. Oder wenn aus irgendeinem anderen Grund außerhalb vom Inkubator sind.

Wie kann man verhindern, dass ein Frühchen unterkühlt?

Um zu verhindern, dass ein Frühchen unterkühlt, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Das wichtigste ist natürlich der Inkubator, der die Körpertemperatur dauerhaft überwacht und im richtigen Bereich halten soll.

Es gibt aber auch noch andere Methoden, um Frühchen aufzuwärmen. Frühchen bekommen oft kleine Mützchen auf den Kopf gesetzt, sogar im Inkubator.

Über den Kopf geht viel Wärme verloren, daher ist es wichtig, dies möglichst zu verhindern.

Außerdem gibt es eine spezielle Plastikfolie, in die Frühchen vor allem am Anfang eingewickelt werden. Diese Folie sorgt dafür, dass keine Wärme nach außen abgegeben wird.

Teilweise werden die Frühchen schon direkt nach der Geburt in diese Folie gewickelt.

Ein ganz wichtiger Punkt ist auch das Kuscheln beim Känguruhen. Das Känguruhen ist eine gute Alternative zum Inkubator, was die Temperaturregulierung angeht.

Durch den direkten Körperkontakt zum Elternteil bekommt das Frühchen genau die Wärme, die es benötigt.

Natürlich wird das Frühchen trotzdem auch beim Känguruhen zugedeckt und bekommt eventuell auch sein Mützchen aufgesetzt. Dennoch hilft das Känguruhen sehr beim Halten der richtigen Körpertemperatur.

Das Känguruhen hat aber auch noch viele andere Vorteile für Frühchen und ihre Eltern.

Wie kann man verhindern, dass ein Frühchen überhitzt?

Auch bei der Verhinderung des Überhitzens von Frühchen ist das wichtigste, dass die Temperatur konstant überwacht wird. Nur so können die Pflegenden rechtzeitig eingreifen und den Inkubator runterkühlen.

Auch hier gibt es noch weitere Methoden, wie ein Frühchen schneller abgekühlt werden kann, falls es in Gefahr ist, zu überhitzen.

Die einfachste Methode ist es, die Klappen am Inkubator zu öffnen. Die Wärme kann dann entweichen, und da sehr frühe Frühchen vor allem am Anfang ihre Temperatur noch nicht selbst regulieren können, kühlen sie dann schnell ab.

Darin besteht aber auch eine Gefahr. Wenn man als Eltern zu oft die Klappen öffnet, um mit seinem Nachwuchs Körperkontakt zu haben, besteht die Gefahr der Unterkühlung. Vor allem dann, wenn mehrere Klappen geöffnet sind und somit eine Art Durchzug entsteht.

Am besten sollte man die Klappen nur nach Rücksprache mit oder Einweisung durch die Pflegenden verwenden. Man bekommt mit der Zeit aber ein Gefühl dafür, wann man sie öffnen kann und wann nicht.

Eine weitere Möglichkeit sind Kältepacks, die man auf oder neben das Frühchen legt. Diese Kältepacks kühlen die Körpertemperatur ebenfalls runter.

In einigen Fällen ist es sogar so, dass Frühchen mittels Kältepacks dauerhaft unter die normale Körpertemperatur gekühlt werden müssen. Vor allem bei Asphyxie, also einem Sauerstoffmangel im Blut, wird eine Ganzkörperkühlung als Therapie eingesetzt.

Die Körpertemperatur wird dabei auf einen Wert von ungefähr 34,0° C gesenkt. Es hat sich gezeigt, dass dadurch die Mortalität drastisch sinkt1, von einem Wert über 20% auf einen Wert unter 3%. Die Ganzkörperkühlung wirkt hier also lebensrettend.

Fazit: Ab wann können Frühchen die Temperatur halten?

Frühchen können die Temperatur ungefähr ab der 29. oder 30. Woche selbst halten. Es kommt dabei aber auch immer auf den Entwicklungs- und Gesundheitszustand an.

Bis es soweit ist, müssen Frühchen im Inkubator bleiben. Der Inkubator überwacht und reguliert die Temperatur, so dass Frühchen weder unterkühlen noch überhitzen.

Nach den aktuellen Richtlinien sollte die Körpertemperatur zwischen 37,0° C und 37,5° C liegen.

Nach der Phase im Inkubator ziehen Frühchen ins Wärmebett um. Auch das Wärmebett gibt ihnen noch Wärme, ist aber nicht mehr so abgeriegelt wie der Inkubator.

Für Eltern ist das ein großer Moment, denn sie haben dann viel leichteren und direkteren Zugang zu ihrem Kind.

Fußnoten

1 Lutz Feldhahn et al., Ganzkörperkühlung von 116 asphyktischen Neugeborenen: eine sichere Therapie?, Zeitschrift für Geburtshilfe und Neonatologie 2008; 212 – FV71, doi:10.1055/s-2008-1078857 (2008)

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