Frühchengeschichte: Maxim, 28 SSW + 0

In der heutigen Frühchengeschichte, der ersten Frühchengeschichte, die wir im Jahr 2022 veröffentlichen, geht es um Maxim. Maxim kam im Jahr 2019 mit 28 SSW + 0 zur Welt.

Er musste schon vor seiner Geburt viel kämpfen, um überhaupt so weit zu kommen. Und auch seitdem er das Leben seiner Eltern mit seiner Anwesenheit bereichert, hat er mit Problemen zu kämpfen.

Er ist aber ein starker und süßer Junge, der tapfer kämpft, wie so viele Frühchen es schon sehr früh tun müssen. Und die Kleinsten überraschen uns immer wieder damit, wie stark sie schon sind.


Der Held dieser Geschichte

Name
*
🗓

Maxim
02.03.2019
28 SSW + 0
32 cm
1.070 g


Hallo, ich bin Steffi, die Mama von unserem großen Kämpfer Maxim. Ich möchte unsere Geschichte erzählen, und damit vielleicht dem einen oder anderen, der in einer ähnlichen Situation steckt, ein wenig helfen.

Die Schwangerschaft

In der 8. Schwangerschaftswoche erfuhren wir von unserem Wunder. Mein damaliges Gefühl sagte mir irgendwie schon sehr früh, dass irgendwas nicht stimmt. Dabei ging es mir Anfangs wunderbar. Ich hatte keine Übelkeit oder sonst irgendwelche Beschwerden. 

Es war wohl nur so ein Gefühl, aber es sollte sich schon sehr bald zeigen, dass ich damit nicht unrecht hatte.

In der 14. Schwangerschaftswoche ging es los mit den Problemen. Ich bekam auf einmal Blutungen. Daraufhin sind wir gleich ins Krankenhaus gefahren.

Bei der Ultraschall-Untersuchung wurde dann ein Hämatom in der Gebärmutter festgestellt. 3 Tage musste ich im Krankenhaus zur Überwachung bleiben. Nachdem bei der Abschlussuntersuchung alles ok war, durfte ich wieder nach Hause.

Ein ganzer Monat war danach Ruhe. Aber dann ging der Wahnsinn erst richtig los.

In der 18. SSW + 4 erlitt ich einen vorzeitigen Blasensprung. Im Krankenhaus wurde uns sehr herzlos von einer Gynäkologin mitgeteilt, dass es ihr leid tut, aber ich müsse das Kind jetzt still zur Welt bringen.  Der Rest, also die Plazenta, werde dann ausgeschabt.

Unsere Welt ist für einen Moment still gestanden! Jetzt kam es auf die Entzündungswerte an, man wollte eine Sepsis unbedingt abwenden. Zum Glück wirkten bereits die Antibiotika und die Entzündungswerte stiegen nicht weiter an.

Unser kleiner Kämpfer gab also nicht auf!

Nach einer Woche hatte sich der Blasenriss verschlossen und das Fruchtwasser bildete sich wieder. Endlich durften wir wieder nach Hause.

Die Freude war aber leider nicht von langen Dauer. In der Nacht darauf bekam ich eine Magen-Darm-Grippe, ich landete also wieder im Krankenhaus und musste wieder stationär aufgenommen werden.

Jeden Tag wurde mir morgens und abends Blut zur Untersuchung im Labor abgenommen. Ich bekam wieder Antibiose und auf eigenen Wunsch auch täglich eine Ultraschall-Untersuchung. So schafften wir es bis zum Anfang der 23. Schwangerschaftswoche.

Danach durfte ich wieder für 2 Wochen nach Hause gehen. Leider wurde aber nichts aus den ganzen 2 Wochen. 4 Tage nachdem ich zuhause war, bekam ich wieder starke Blutungen und landete also wieder in der Klinik.

Mit 23 SSW + 6 bekam ich dann sicherheitshalber die Lungenreife. Ich verlor wieder jeden Abend das Fruchtwasser und hatte weiterhin jede Woche starke Blutungen.

Aber unser kleiner Löwe kämpfte weiter. Er gab nie auf und hielt die ganzen Probleme tapfer durch. So ging es bis zur 28. Schwangerschaftswoche.  

Die Geburt

Am 01.03.2019 gegen 19 Uhr bekam ich leichte Schmerzen im Unterleib. Erst habe ich mir noch nichts dabei gedacht. Bis es dann immer stärker und schlimmer wurde. Also wurde ich runter in den Kreißsaal zum CTG gebracht.

Im CTG wurden dann aber keine Wehen aufgezeichnet und mein Bauch war auch nicht hart. Deshalb durfte ich wieder hoch aufs Zimmer.

Nach einer Weile wurden die Schmerzen aber immer schlimmer. Als ich zur Toilette ging, merkte ich, wie etwas in die Toilette plumpste. Aufgeregt habe ich eine Schwester gerufen. Wir sind dann sofort wieder runter in den Kreißsaal gefahren.

Die Aussage vom Arzt war: „Das ist nicht schlimm, es war nur ein Teil von der Fruchtblase. Sie liegen hier ja auch wegen ihrem Blasensprung“.

Zur weiteren Beobachtung musste ich dann im Kreißsaal bleiben und wurde ans CTG angeschlossen. In der Zwischenzeit ist auch mein Mann zu mir gekommen.

Die Wehen wurden mit der Zeit gefühlt immer stärker, aber das CTG zeigte immer noch keine Wehen an. Endlich bekam ich einen Wehenhemmer. Daraufhin konnte ich mich ausruhen und ich schlief für halbe Stunde ein.

Danach folge eine erneute Untersuchung, und es wurde mir ein Katheter gelegt um die Blase zu entleeren. Ich konnte zu dem Zeitpunkt vor Schmerzen einfach nicht mehr aufstehen. Der Wehenhemmer wurde zwischenzeitlich abgestöpselt und es ging wieder los mit den Schmerzen.

Mittlerweile war es schon 8 Uhr früh am nächsten Morgen, und mir wurde erneut das Blut abgenommen, um meine Entzündungswerte zu überprüfen. 

Die Ärztin kam mit den Laborergebnissen rein und meinte: „Ihre Entzündungswerte sind viel zu hoch. Wir müssen den Kleinen jetzt holen!“

Ich bekam nochmal einen Lungenreife-„Booster“, da die ursprüngliche Lungenreife mittlerweile schon 4 Wochen her war. 

Von der Geburt hatte ich nicht all zu viel mitbekommen. Irgendwann kam die Hebamme in den Operationssaal rein und meinte, unserem Sohn geht es soweit gut.

Nachdem ich aus dem Operationssall rausgeschoben wurde, durften wir unseren Maxim kurz sehen. Um 10:01 Uhr am Morgen kam unser großer Kämpfer zur Welt!

Maxim auf der Neo-Intensivstation

Gegen 16:00 Uhr durften wir endlich hoch zum unserem Sohn auf die Neo-Intensivstation. Die Ärzte dort waren begeistert, wie toll Maxim sich doch für seine Umstände macht. Wir waren so stolz auf ihn.

Er war am Anfang nur für 3 Tage intubiert. Danach hat er Atemunterstützung mittels CPAP bekommen.

Maxim mit seiner Mama im Krankenhaus

2 Wochen lag Maxim in der Uniklinik Ulm. Danach wurde er in ein heimatnahes Klinikum verlegt.

Wir wollten die Verlegung zunächst gar nicht, da unsere Angst groß war, dass es ihm zu viel werden und zu anstrengend sein könnte. Es ist immerhin 1 ganze Stunde Fahrtzeit. Und er war doch gerade mal 2 Wochen auf der Welt und noch so klein.

Da er jedoch der Stabilste auf der Station war, blieb uns keine andere Wahl. Und so wurde er nach Ravensburg in unsere Heimat verlegt.

Die Freude war sehr groß, dass er die Fahrt gut überstanden hat. So konnte er seine Liebsten endlich jeden Tag um sich haben! Und auch wir hatten Maxim endlich in unserer vertrauten Umgebung.

Leider hielt die Freude aber nicht lange an. Denn mit Maxim ging es jetzt gesundheitlich bergab. Maxims Atmung machte Probleme, deshalb konnte er so gut wie gar nicht mehr selbstständig atmen.

Man war sich nicht sicher ob, er eine Infektion oder einen Pilz hatte. Da es so unklar war, wurde einfach sicherheitshalber gegen beides behandelt. Maxim musste wieder für 6 Tage intubiert werden, und die Maschine hat mal wieder für ihn geatmet.

Irgendwann ging es Maxim aber besser, und der Tag der Entlassung rückte immer näher. Und so kam es dann auch, eines Tages wurde Maxim aus dem Krankenhaus entlassen und konnte nach Hause kommen.

Maxim kommt nach Hause

Insgesamt lag Maxim 3,5 Monate auf der Intensivstation. Dann, am 14. Juni 2019, dürften wir unseren Maxim endlich nach Hause bringen. Unsere Freude war so groß, ihn nach so langer Zeit endlich dorthin bringen zu können, wo er hingehört. In sein Zuhause! 

Als wir zu Hause waren, hatten wir weiterhin die Hoffnung, dass es Maxim weiter von Tag zu Tag besser gehen wird. Wir hofften und erwarteten eigentlich auch, dass er sich gut entwickelt.

Stattdessen merkten wir von Monat zu Monat, dass er sich sich nicht so entwickelte wie es eigentlich sein sollte. Natürlich macht man sich dann auch schon seine Gedanken.

Wir waren nach der Entlassung aus dem Krankenhaus alle paar Monate im SPZ. Das ist das Sozialpädiatrische Zentrum, in dem Frühchen weiterhin betreut werden, auch wenn sie nicht mehr stationär aufgenommen sind.

Im SPZ gab es dann auch regelmäßig Untersuchungen zu seiner Entwicklung. Und da hat es sich leider irgendwann bestätigt, dass Maxim eine Zerebralparese hat. Eine Zerebralparese ist eine bleibende neurologische Bewegungsstörung und Muskelsteife.

Der Schock saß natürlich erst einmal tief, und wir mussten diese Nachricht verarbeiten.

Die weitere Entwicklung von Maxim

Aber jetzt, fast 3 Jahre später, sind wir einfach nur dankbar, dass unser Wunder lebt und sich so gut ins Leben gekämpft hat. Er ist natürlich nicht alles gut und schön, aber das ist das wichtigste überhaupt.

Ob Maxim jemals selbständig laufen wird, kann uns bisher keiner sagen. Es ist auch noch nicht klar, ob er jemals sprechen können wird. Oder ob er jemals etwas mit seinen Händen greifen kann.

Aber wir wissen aus unserer Erfahrung, dass Maxim ein Kämpfer ist. Und egal wie es weitergeht, er wird schon seinen Weg gehen. Und wir unterstützen ihn auf seinem Weg, wo wir nur können.

Er hat es jetzt schon so weit geschafft, obwohl anfangs keiner der Ärzte wirklich daran geglaubt hatte, dass er überhaupt überlebt! 

Wir bleiben dran und ermöglichen Maxim jegliche Unterstützung und Förderung die er braucht.

Neben den ganzen anderen Therapien zu Hause, gehen wir 2 mal im Jahr zur NPK (neuropädiatrische Komplexbehandlung) in die neurologische Kinderklinik nach Schömberg. Er bekommt dort verschiedene Therapien angeboten und auch unser Hilfsmittelbedarf wird dort regelmäßig überprüft.

Wir haben in der Kinderklinik und auch sonst viele tolle Menschen auf unserem gemeinsamen Weg getroffen. Und auch Maxim hat dort andere Kinder kennengelernt, denen es ähnlich geht.

Wir haben beispielsweise im November 2021 zusammen mit Maximilian eine neuropädiatrische Komplexbehandlung gemacht. Maximilian und seine Familie haben wir über die Frühchenwelt kennengelernt.

Und wir haben auch vor, noch viele weitere Unternehmungen gemeinsam zu erleben. Auch schönere als ein Aufenthalt in einer Reha-Klinik. So wollten wir eigentlich heute, am 01.01.2022 zusammen am Tisch sitzen, auf das neue Jahr anstoßen und unsere Geschichte veröffentlichen.

Aber manchmal macht einem das Leben einen Strich durch die Rechnung, und so gibt es heute nur diese Geschichte. Den Rest müssen wir zu einem anderen Zeitpunkt nachholen.

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